14 Februar 07, Kuala Lumpur, GLUECKLICH ALLEIN AM VALENTINSTAG

 

Eigentlich mag ich Jens. Nur gerade nicht. Wir versuchen seit einer Woche uns endlich mal irgendwo zu trennen und ein paar Tage allein zu verbringen, aber bislang ist das Ergebnis bescheiden - er sitzt gerade 50 Zentimeter weiter am anderen Rechner. 

 

Ich habe das Gefuehl, Alleinsein wuerde helfen, mal klarzukommen. Ein paar Dinge sacken zu lassen und sich mit dem bunten, verrueckten, anstrengenden Chaos, dass jetzt seit 2 Monaten und 3 Wochen allgegenwaertig ist, zu beschaeftigen. 

 

Wenn man Tag und Nacht einen anderen Menschen um sich hat, bleibt kaum Zeit zum Nachdenken. Und in meinem speziellen Fall, macht es mir das Selbst-Entscheiden manchmal schwer. Zum Beispiel bin ich immer noch nicht in der Lage einen Stadtplan zu lesen. Aber ich muss das auch nicht, denn Jens geht in dieser Aufgabe auf und da will ich mich gar nicht aufdraengen.

Aber manchmal fuehle ich mich doch wie ein Pudel, der nur schwanzwedelnd und staunend bei Fuss folgt, und alleine nie wieder zum Hotel zurueck finden wuerde.

 

Ich will das sich das aendert und deswegen war ich heute in Kuala Lumpur, der 1,3 Mio Einwohner Hauptstadt von Malaysia, den ganzen Tag alleine unterwegs!

 

Das Ergebnis sind nicht viele neue kulturelle Erkenntnisse, aber ein Paar schicke neue Schuhe und eine Bluse mit Puffaermeln!! Ich freu mich.

 

In diesem Sinne also auf die Eigenstaendigkeit und auf einen Valentinstag ganz fuer mich allein!

07 Februar 07, Penang, TRAEUME ERFUELLEN ROCKT

 

Ich bin krank und eigentlich geht gerade so ziemlich alles schief. Aber dafuer, dass die Zeichen ein bisschen auf Sturm stehen, war der Tag toll.

 

Wir sind nach wie vor in West-Malaysia (s. auch "Wissen wo's langgeht" in der Leiste rechts, da gibt es jetzt neu eine Karte unserer Reiseroute...) auf einer Stadt-Insel. Die City ist so gross, dass man hier auch gut durchkommt ohne einmal an den Strand zu fahren (dauert rund ne Stunde mit dem Bus von unserem Hotel), aber heute haben wir es endlich doch geschafft. Und es hat sich gelohnt...

 

Ich war das erste Mal am Strand - bei Sonnenuntergang - reiten. Und danach haben Jens und ich uns 20 Minuten wilde Jetski-Sause auf der "Strasse von Malakka" gegoennt. Ich bin mit zitternden Knien auch gefahren. Das rockt!

 

Morgen fahren wir wohl weiter in Malaysias "Cameron Highlands", einen Landesabschnitt im Inneren, in dem es viel Wald und sonst wenig zu sehen gibt. Will sagen: Buecher einpacken.  

05 Februar 07, West-Malaysia, Penang, PAELLA UND SODOMY

 

So habe ich es noch nie gemacht. Ich bin ja, wie gesagt, ganz allein ueber die thailaendische Grenze gefahren, um Jens hier in Malaysia wiederzutreffen. Und zum ersten Mal, habe ich mich weder gedanklich noch schriftlich mit einem Reiseland auseinandergesetzt. Sonst gehoert es immer dazu, vorneweg die Waehrung zu kapieren, "Hallo" und "Dankeschoen" in der Landessprache zu lernen und ein paar grobe Weisheiten ueber Geschichte und Eigenarten der Region zu pauken. Dieses Mal war keine Zeit dafuer und Jens hatte unseren Reisefuehrer.

 

Ich hab irgendwie gar nichts erwartet und so bin ich gerade umso erschlagener. Malaysia ist wie Paella - Fisch und Fleisch. Moslems und Hindus, Christen und Juden, hier ist jeder glaeubig und zeigt das auch. Chinatown und Little India platzen vor Tempeln und Schreinen, die meisten Frauen hier sind verschleiert, das Fleisch wird mit "Halal" ausgezeichnet, was soviel heisst wie "nach moslemischen Gesetzen hergestellt".

 

Malaysia ist verhaeltnismaessig wohlhabend, aber der Lack ist ab. Hier gibt es (zumindest auf den ersten Blick) keine Slums, keine Bretterverschlaege in denen Menschen hausen, so wie an jeder Ecke in Vietnam oder Laos. Die mittelgrosse Stadt Penang hat eine schicke Einkaufsmall, aber der "Foot Court" darin verbreitet den Charme einer Gefaengniskantine. Nach der grossen Wirtschaftskrise Ende der Neunziger in Asien geht es in Malaysia offenbar nur langsam wieder aufwaerts. Dafuer weht noch immer der zweifelhafte Zauber kolonialer Geschichte zwischen den herrschaftlichen Villen und in unserem Guesthouse haengt ein Bild der jungen Englischen Queen. 

 

Eine denkwuerdige Anekdote muss ich zum Schluss noch loswerden, denn ich kann die Geschichte immer noch nicht fassen. Doch so ist es in der Reise-Bibel Lonely Planet geschrieben:

 

Der letzte Premierminister des Landes sitzt seit ein paar Jahren im Gefaengis und zwar wegen...Sodomy (dt. Analsex). Wie sie ihn dabei ueberfuehrt haben, wird nicht im Detail beschrieben.

Verstaendlicherweise ist er ueber die Festsetzung nicht erbaut und wirft der Opposition eine Verschwoerung vor. Das wiederum interessiert aber keinen so recht und so tut er nun, was alle unverstandenen Prominenten machen: Er schreibt seine Memoiren brandaktuell aus dem Gefaengnis. Da koennen unsere Politiker noch eine Menge lernen.