
18 Dezember 06, Zwischen Laos und Vitnam, WECK MICH EINER AUF - HORROR-BUSFAHRT VON LAOS NACH VIETNAM
Ich will nicht mehr. Nicht mehr weiter. Nicht mehr frieren. .
Es ist 6.30 Uhr, als wir in Phonsavan, Laos, in einen schrottreifen Bus steigen. 8 Grad Aussentemperatur, im Bus vielleicht 10.
Um mich herum draengen sich zwei Dutzend Maenner, laut und schmutzig. Es gibt zu wenig Sitzplaetze, sie draengen sich auf dem Gang und zu dritt auf den Zweierbaenken. Die Maenner groelen, singen, ziehen den Schmadder laut die Nase hoch. Sie rotzen auf den Boden. Der vor mir reisst das Fenster auf und raucht.
Mir ist so kalt, dass ich zittere. Warme Sachen sind unerreichbar verschnuert auf dem Busdach.
Die Fahrt wird 13 Stunden dauern.
Es geht quer durch loatisches Gebirge, schmale Serpentinenstrassen entlang, vorbei an rot eingestaubten Bergdoerfern. Kinder legen Reis zum Trocknen in der Sonne aus, Rinder blockieren minutenlang die Weiterfahrt.
Dann erreichen wir die vietnamesische Grenze.
Mitten im Nirgendwo ein gewaltiges Steingebaeude und finster blickende Zoellner. Jens und ich zeigen unsere Visa, doch statt Einlass gibt es Probleme. Die Dokumente erlangen erst am kommenden Tag Gueltigkeit. Schliesslich lenken die kommunistischen Beamten ein. Nachdem unsere Rucksaecke und alle persoenlichen Sachen durchwuelt werden, duerfen wir einreisen.
Die Fahrt endet an diesem Tag in Zentral-Vietnam. Weiter schaffen Jens und ich es nicht. Erst am naechsten Tag wird es fuer uns weiter gehen nach Hanoi, in die Hauptstadt des Landes.

18 Dezember 06, Phonsavan, LAOS UND JENSEITS DER ZEIT
Mir ist kalt. Es ist Nacht. Draussen sind hoechstens 7 Grad, im Zimmer vielleicht 14. Ich trage fast alles, was ich in meinem Rucksack gefunden habe und das Blut kehrt trotzdem nicht in meine Finger zurueck.
Wir sind immer noch in Laos, weiter im Sueden inzwischen, und mitten in der hunderte Quadratmeter umfassenden Bergwelt. Der Weg hierher war eine Tortur, oder wie Rucksackreisende hinterher verklaert zueinander sagen - ein wahres Abenteuer. Mir egal, wie man es nennt, ich war nach 10 Stunden in einem ungefederten, ungeheizten Bus am Ende.
Und dann kommen wir an in Phonsavan. Das erste Mal seit 3 Wochen Reise spuere ich, dass wir die Neckermaenner hinter uns gelassen haben.
Das hier ist Laos. Hier ist Provinz. Hier ist Armut.
25.000 Menschen leben entlang einer einzigen Hauptstrasse. Wie Saloons stehen baufaellige Holzbauten auf rotbrauner Erde. Es staubt, am Strassenrand sitzen Maenner herum,
rauchen und rotzen sich laut vor die Fuesse.
Es gibt keine Geldautomaten in Phonsavon, keinen Supermarkt, keine Postkarten. Nicht mal Postkarten-Motive.
Die Stadt ist haesslich, traurig und ich sehe kaum noch Menschen laecheln.
Wir bleiben 3 Tage. Machen einen Ausflug in vermientes Gelaende, folgen verlegen dem Reisefuehrer durch die Kraterlandschaft, die Laos Amerika zu verdanken hat. Der Guide sieht ein bisschen stolz aus, als er erzaehlt, dass kein Land je so strategisch zerstoert wurde, wie seins. 2,2 Millionen Tonnen Bomben in wenigen Jahren, ueber 50 Prozent der Bewoelkerung sind am Ende des Vietnamkrieges tot. Und die USA haben Laos zurueckgebombt in die Steinzeit.
Das alles ist erst 30 Jahre her und seitdem lassen die besseren Zeiten auf sich warten.
Auf dem Markt verkaufen sie Dachs und Fledermaeuse (Bilder s. unter Fotogalierie), das Einkommen eines Studierten liegt bei 30 Dollar im Monat, ausserhalb der Stadt arbeiten Kinder auf den Reisfeldern, anstatt in die Schule zu gehen.
Nachdem ich das alles weiss, jammere ich etwas leiser, ueber die lauwarm-troepfelnde Dusche und meine kalten Fuesse.
Die naechste Station ist Vietnam und eine 12-stuendige Busfahrt ueber die Berge liegt vor uns...

12 Dezember 06, Luang Prabang, Kleinstadt in Laos am Mekong, SIND WIR NICHT ALLE EIN BISSCHEN...UNTERWEGS?
Wir sind keine Reisenden, wir sind "Backpacker".
Wir sind nicht Julia und Jens, wir sind "The guys from Germany".
Wir beklagen uns nicht ueber tropfende Zimmerdecken und stinkende Klos, wir murmeln milde "Same Same, but different".
Es ist ein unsichtbares Schienennetz, das sich quer durch alle Laender zieht und auf dem sich hunderttausende Rucksacktouristen fortbewegen. Beladen wie Schildkroeten treffen die Nomaden in Hostels oder Guesthouses aufeinander und erklaeren dunkle Hinterzimmer zu ihrem neuen Zuhause. Und an den entlegendsten Orten der Welt werden sie binnen Minuten beste Freunde fuer einen Tag.
Und manchmal passiert, was jeder hier sich heimlich wuenscht. Ein Laotischer Koch oder Thailaendischer Polizist macht die Tuer einen Spalt auf und laesst die Neugierigen fuer ein paar Minuten in sein, exotisch anmutendes Leben blicken.
Das Vertraute in der Fremde ist, was jeder hier sucht. Es sind die Begegnungen ohne Scheu, die Schwaetzchen zwischen zwei Tempeln, die kleinen Spaesse ohne Worte. Eine alte irische Schildkroete hat es so gesagt: "It's not about the places you go. It's about the people you meet".

08 Dezember 2006, Luang Prabang, Kleinstadt in Laos am Mekong, WO HOERT "URLAUB" AUF UND WO BEGINNT "ABENTEUER"?...HIER.
Man gewoenhnt sich an alles. Und weil ich das nicht glauben wollte, sind wir wohl hier.
Tote Insekten auf dem Grill lassen mich inzwischen eiskalt, lebende Kakerlaken auf dem Kopfkissen auch, aber heute habe ich hier auf einem abgelegenen Strassenmarkt das erste Mal geschmorte Ratte und soetwas wie geduensteten Fuchs gesehen (Bilder folgen unter Fotogalerie)...Da hoert der Spass aber langsam auf! Hier werden wir definitiv keinen weiteren Kochkurs belegen.
Und die Fahrt hierher war mindestens so abenteuerlich wie der Geschmack der Laoten. Wir sind direkt an der Thai/Laos-Grenze auf einen Holzkahn gestiegen rund 200 Kilometer Richtung Sueden geschippert. Klingt ganz malerisch und drumherum gab es tatsaechlich ne Menge zu sehen. Doch unser Kahn war kaum seetuechtig, ueberladen mit Menschen und Huehnern und nach 6 Stunden Fahrt am ersten und 8 am zweiten Tag lagen Sitzfleisch und Nerven blank.
Gut, dass wir da sind. Mal sehen, was als naechstes kommt...