Ich und das Possum (die gibts auch als Mantel)
Ich und das Possum (die gibts auch als Mantel)

17. Maerz 07, Australien, Melbourne, POSSUMS IM PARK UND FISCH IM WEIN.

 

Zehn Tage Melbourne - vorbei. Und was habe ich bislang gelernt ueber Australien?

 

Punkt 1: Es gibt hier Weisswein in silbernen Plastikbeuteln zu kaufen, fuer dessen Produktion kaeme man in Deutschland in den Knast. Der Preis - 4 Liter fuer 5 Euro - sollte bereits nachdenklich machen. Auf dem Etikett steht dann auch warum. Neben Eiern und Nuessen pantschen die Aussies zum Beispiel auch Fisch in die Bruehe. Trauben werden nicht erwaehnt.

 

Punkt 2: Die Gesetze im Staate Viktoria sind in anderen Belangen fast so streng wie in Singapur. Man darf zwar Fischpunsch trinken - aber auf keinen Fall oeffentlich. Bier, Wein, Schnaps auf der Strasse macht 150 AU Dollar.

Die Australien finden sie schrecklich - ich nicht
Die Australien finden sie schrecklich - ich nicht

 

Punkt 3: Wer nachts in einen australischen Park geht, begibt sich auf Safari. Da sitze ich grad noch verstoert auf dem Boden, nachdem mich eine moevengrosse Fledermaus nur knapp verfehlt hat...Und wer kommt vorbei??? Ein Possum! (bei uns wohl Opossum). Ja komm doch mal her, du Mausilein! Du kleines Suesses! Ja komm! Komm! - Und es kommt. Denn Possums sind nicht nur fast blind, sondern auch saubloed. 

 

Soweit, sogut.

 

Morgen fliegen wir weg aus einer der schoensten Staedte der Welt (und das mein ich ernst) und uebermorgen schnorchel ich dann hoffentlich schon zwischen kleinen Nemos und grossen weissen Haien am Great Barrier Reef bei Cairns!

13 Maerz 07, AU, Melbourne, EIN LICHTER MOMENT UND SEHR VIEL DUNKELHEIT

Ich wuenschte, ich koennte etwas anderes berichten. Dass wir im Museum gewesen waeren, oder Naturschoenheiten bewundert haetten. Haben wir aber nicht, denn darum gehts in Australien augenscheinlich nicht und es faellt schwer, sich folgenden Vorgaengen zu entziehen.
 
Wenn die Nacht hereinbricht in unserem Domiziel "Backpackers Connection", vollzieht sich eine wundersame Verwandlung auf den Fluren des Guesthouses: Binnen einer Stunde nach Sonnenuntergang verwandeln sind die sonst ewig schlaftrunkenen Schulabgaenger aus der Pfalz, die einsamen Oekolatschen-Traeger auf Sinnsuche, die verkannten Lady-in-Black-Gitarrenvirtuosen in quicklebendige Partymaschinen. Hinter jeder Mehrbettzimmertuer hoert man Deo-Dosen zischen, Pfennigabsaetze klappern, Bierflaschen ploppen. Glueckliche Frischverliebte, frischverlassene Traurige, hoffnungsvolle Jungfrauen und braungebrannte Stierkaempfer treffen aufeinander und lassen bis zum Morgengrauen die Finger nicht voneinander.

Montag, Mittwoch, Samstag...gleichgueltig. Wer nur ein Jahr in Australien bleibt, hat beim Amusement offensichtlich keine Zeit zu verlieren und von der Leine gelassen lebt es sich sehr ungeniert.

Wusste ich das vorher? Vielleicht hatte ich es wieder vergessen, denn gerade bin ich etwas erschlagen von der geballten Ausgehwut der hiesigen Landfluechtigen.

Und dabei ist das offensichtlich erst der Anfang. "Warte mal, bis du an die Ostkueste kommst", hat gestern eine 18-Jaehrige versucht zu artikulieren, "da gehts dann richtig los". Ich werd alt.

Melbourne Skyline. Schoen.
Melbourne Skyline. Schoen.
12 Maerz 07, AU, Melbourne, GROSSE MAENNER, GROSSE WUERSTCHEN

 

Wenn mir auf der Strasse ein Emu begegnen sollte, waere das nicht schlimm. Denn vor allem die sonnenbebrillten Grossstadt-AustraliER koennen dem Anschein nach Grosswild allein mit linken Hand erlegen. Meine Herren ist Australien toll.

 

Am ersten Tag hier in Down Under (so nennen die Einheimischen uebrigens Neuseeland...) waren wir wie immer auf Erkundungstour durch die Strassen rund ums Guesthouse. Und mit einem Mal finde ich mich vor einer provencalischen Baeckerei wieder und mir kommen fast die Traenen. Im Schaufenster gibt es Cheddar Cheese, Camenbert, Blauschimmel, Hinterschinken, Koernerbrot, Pfeffersalami, selbstgemachte Remoulade und Wiener Wuerstchen - kurzum alles worauf ich seit 3,5 Monaten Heisshunger habe. Zurueck in der Zivilisation zu sein schmeckt hervorragend.

 

Und auch sonst ist Melbourne das richtige fuer strapazierte Asienreisende: Ich trinke wieder Bier, es gibt Partys mit tanzbarer Musik und das verzweifelte Kommunikationsgebaren hat sich in Wohlgefallen aufgeloest und ich werde fast immer verstanden (gestern Abend ausgenommen - da habe ich in der Kueche nach einem Stift "Pen" gefragt und von einer freundlichen Sued-Englaenderin strahlend eine Pfanne "Pan" ueberreicht bekommen").

 

In den naechsten Tagen mieten wir vielleicht das erste Mal ein Auto und fahren an die "Great Ocean Road" ganz an der Suedspitze Australiens. Und jetzt gibts wieder Essen. Kanguruhsteak. Im Ernst. 

 

 

Endlich! Australien ist ne Wucht.
Endlich! Australien ist ne Wucht.

07 Maerz 07, Zwischen Bali und Australien, KNAPP DANEBEN IST FAST VORBEI

 

Danke Jens' Mama! Au backe, wasn Ding. Ich mags ja fast nicht erzaehlen.  

 

Asien Ade! Nun wollten wir ja weiter nach Australien. Und die Daten auf unserem Ticket stehen soweit ja auch alle fest. Nur nutzt einem das wenig, wenn man nie weiss, welcher Wochentag gerade ist. Ist ja auch nie wichtig - es sei denn vielleicht, man moechte den Kontinent wechseln...

 

Nun waren wir verhaeltnismaessig sicher: Es ist Dienstag, 6. Maerz, und der Flieger von Bali wuerde erst Mittwochnacht gehen. Also noch mehr als einen ganzen Tag Zeit zum Surfen, Kaffeetrinken und Kofferpacken.

 

Zum Zeitpunkt dieser Annahme befanden wir uns tatsaechlich nur noch 8 Stunden vor Boarding Time, aber davon hatten wir hatten wir keinen Schimmer.

 

Ich stand gerade pfeifend unter der Dusche, als das Telefon klingelte und Jens seine Mama begruesste. Ich war da schon ein bisschen irritiert, denn in Deutschland war es erst 7 Uhr morgens. Ich konnte nicht hoeren, was Jens sagte, aber sein Tonfall schwankte zwischen geschockt und beschwichtigend und ab da war mir klar, worum es gehen musste.

Jens' Mutter wollte sichergehen, dass wir den Flieger nicht verpassen...Denn der ging bereits in dieser Nacht und nicht in der kommenden. Was soll ich lavieren - wir haetten ihn verpasst. Und nicht nur das. Unser Round-the-World-Ticket hat eine tueckische Eigenart: Wird ein Flug unentschuldigt nicht angetreten, verfaellt das gesamte Ticket.

 

Die folgenden Stunden schauten Jens und ich uns gegenseitig komisch von der Seite an und zu lachen trauten wir uns erst, als wir auf das Rollfeld fuhren.

 

Ich bin so gluecklich, dass ich jetzt in Melbourne am Rechner sitze und nicht in Bali beim seelischen Notdienst hocke. Das erste australische Bier geht auf Frau Kueck!